Wie in jedem Jahr suche ich nach einer besonderen Herausforderung. Ein Ziel, auf welches ich hinarbeiten kann, mich ein halbes Jahr darauf vorzubereiten und herauszufinden, ob das, was ich mir in den Kopf gesetzt habe, tatsächlich so umgesetzt werden kann.
So bin ich im Januar 2016 von einem Arbeitskollegen während meines Praktikums angesprochen worden, ob wir nicht gemeinsam die olympische Distanz beim ITU World Triathlon antreten wollen. Der größte Triathlon der Welt mit über 10.000 Startern, allein knapp 5.000 olympischen Startern, eine 500m lange Wechselzone entlang der Binnenalster in der 1,5km geschwommen werden sollen, eine 40km Radstrecke über die Reeperbahn Richtung Hafen und wieder zurück sowie der 10km Lauf um die Außenalster. Das Ziel direkt im Herzen Hamburgs auf dem Rathausmarkt. Die Vorstellung Teil eines so großen Events zu sein, ist zum einen hoch brisant zugleich aber auch ziemlich einschüchternd. Schafft man die Distanz? Wie sieht es aus mit der Übersicht? Vieles was es vorzubereiten gilt.
Ende Januar wurde die Anmeldungsseite geöffnet. Keinen Tag hat es gedauert, da waren alle 10.000 Plätze weg. Und ich mit dabei.
Das Rennwochenende begann bereits am Freitag mit Packen der Ausrüstung und dem Reinigen des Rades am Samstagmorgen um dann schon am Samstagnachmittag nach Hamburg zu fahren. Meine Freundin und meine Schwester waren mit dabei. Die Startunterlagen habe ich mir direkt an der Rennstrecke geholt, während die Profi-Triathleten gerade ihren Weltcup absolvierten. Die Vorfreude war schon dort riesig. Viele, die mit mir ihre Unterlagen abholten waren angespannt und nervös, man sah ihnen aber ihre Vorfreude schon im Gesicht an.
Nach einer sehr kurzen unruhigen Nacht vor dem Rennen am Sonntag, ich bin bereits um 5 Uhr hoch, konnte ich ab 6 Uhr in die Wechselzone und mein Rad abgeben. Eine komische flirrende Stimmung unter den Teilnehmern. Es wurde wenig gesprochen, viele in ihre Vorbereitung vertieft. Eben dieses leichte Kribbeln vor einem Wettkampf, welches jeden Triathleten vorher packt. Wo ist mein Platz? Wie passen all meine Sachen dorthin? Wohin mit dem Neo, wenn ich aus dem Wasser komme? Was brauche ich, wenn ich vom Rad komme? Und vor allem, in welche Richtungen verlasse ich die Wechselzone nach dem Schwimmen oder zum Laufen? Bei einem so großen Event verliert man eben schnell die Übersicht.
In der 2. Startwelle ging ich um 7:10 Uhr ins Wasser. Die Übungen, die ich vorher mit Calle im Unisee gemacht habe, holte ich mir wieder in den Kopf. „Kurz vor Start legst du dich auf die Seite, wenn der Schuss kommt, ein harter Brustbeinschlag, und den rechten Arm über das Wasser nach vorne werfen. Die ersten 50m volles Tempo angehen und aus der Gruppe rauskommen, damit du Ruhe hast. Danach ruhiger, gleichmäßiger werden und dein Tempo finden.“
Und tatsächlich, die ersten 500m bis zur Brücke zur Außenalster waren meine. Natürlich haben mich nach und nach einige eingeholt, aber der Grundstock war gesetzt. Nach 25min war der erste Teil geschafft, die letzten Meter sind einfach großartig unter der Jungfernstiegbrücke durch zu schwimmen und direkt am Publikum, das auf den Treppen zum Rathaus saß, vorbei. Ein Wahnsinnsgefühl!
Dann die gefühlte Ewigkeit bis zum Rad laufen, Neo weg, Brille weg, Radschuhe an, weiterlaufen über die Wechselzone hoch zur Radstrecke.
Die Radstrecke entpuppte sich als ziemliche Herausforderung, da mir niemand vorher gesagt hat, dass Hamburg auch Berge hat….. und welche!! Ein Trainingslager im Harz ist vor solchen Bergen ein absolutes Muss;) 1:14 Stunden dauerten die 2 Runden à 20km über die Reeperbahn zur Elbchaussee runter zum Hafen und wieder zurück. Wieder rein in die Zone, Rad weg, Schuhe an. Langsam wird’s ganz schön warm in Hamburg. Die Laufstrecke rund um die Außenalster und zurück war dann nochmal eine ziemliche Herausforderung. Aber auch hier wieder sehr viele Zuschauer und Musik, eine gute Versorgung und doch auch ein wenig Schatten. Kurz bevor es auf die Zielgerade ging, direkt vor dem Hotel Vierjahreszeiten, waren Schilder vom ITU aufgehängt. Eines verursacht immer noch ein grinsen, wenn ich daran denke. Dort stand „UMDREHEN WÄRE JETZT AUCH DOOF!“. Ab dann nur noch Freude pur, dass auch diese olympische Distanz geschafft war und der blaue Teppich auf dem Rathausmarkt auf mich wartet.
Diese olympische Distanz habe ich absolviert in 02:38 Stunden, eine Zeit mit der man relativ zufrieden sein kann. Wichtiger war aber wieder das Gefühl, dabei gewesen zu sein und einer von 10.000 verrückten Triathleten gewesen zu sein.
Irgendwann wiederhole ich das nochmal!!
Tobias