Seit November trainieren gehörlose Wasserballer unter Leitung von unserem Trainer Lutz Schmauder bei Bremen 10. Diese kommen von der Schwimmabteilung des “Gehörlosen SV Bremen”.
Im Januar gab es dann einen Kooperationsvertrag zwischen “Bremen 10” und dem “Gehörlosen SV”. Dieser regelt die Beteiligung der Gehörlosen am Wasserballtraining gemeinsam mit den Bremen 10 Aktiven.
Nun haben sich eben diese Gehörlosen und Trainer Lutz Schmauder am Wochenende nach Essen zur Deutschen Wasserballmeisterschaft der Gehörlosen aufgemacht.
Doch zu dieser Meisterschaft ging es letztendlich mit gemischten Gefühlen, auch weil mit Thomas Hoffmeyer und Torsten Börger zwei Spieler verletzungsbedingt nicht dabei sein konnten. Letztendlich stand so im Turnier nur ein Auswechselspieler am Beckenrand zur Verfügung.
Außerdem fehlte es den Neulingen (nur 3 Spieler hatten schon vorher Erfahrungen im Wasserball gemacht) aus Bremen an Spielpraxis und so war das Motto für Essen: „dabeisein und alles geben“.
Gleich im ersten Spiel ging es gegen die erfahrenen Hamburger ins Wasser. Das gut eingespielte Hamburger Team unter der Leitung vom Hamburger Trainer Dietmar Hoffman offenbarte auch gleich große Schwächen in der Bremer Defensive. Die Bremer Gehörlosen fighteten zwar wacker, waren aber bei der 6:14 Niederlage chancenlos. Das Turnier begann also wie erwartet mit einer kleinen Lektion im Wasserball.
Im Spiel 2 waren es ausgerecht die Berliner, die als Gegner aufwarteten. Berlin ist die Wasserballhochburg in Deutschland. Gleich 4 Vereine aus Berlin spielen in der 1. Wasserballbundesliga. Das auch die Gehörlosen Wasserballer in Berlin ihr Handwerk verstehen, hatten sie bei ihrem 8:3 Auftaktsieg gegen München unter Beweis gestellt.
Doch der Underdog aus Bremen begann mit einem Paukenschlag. Erst Oliver Klaus und dann Christian Rehmer schossen das Bremer Team mit 2:0 in Führung. Aber die Berliner besonnen sich schnell und konnten rasch zum 2:2 Ausgleich kommen. Doch wer nun dachte, das die Favoriten von der Spree das Spiel an sich reißen würden, sah sich gänzlich getäuscht. Die Bremer hatten ihre Lektion in punkto Defensivverhalten erstklassig gelernt und hielten den Laden nun vor dem umsichtigen Torwart Jochen Gottschalk dicht.
3 Bremer Tore folgten noch im ersten Viertel und so stand es völlig überraschend 5:2 für Bremen. Und die Bremer setzen im 2. Viertel noch einen drauf. Angeführt von ihren erfahrenen Stützen Claus Rehmer und Oliver Klaus brannte es immer wieder lichterloh vor dem Berliner Tor. Dazu kamen Konter vom schnellen Steven Stürenberg und Christian Krause. Auch die Zuschauer hatten die Bremer Außenseiter nun ins Herz geschlossen und bejubelten eine nicht für möglich geglaubte 10:3 Führung zum Seitenwechsel.
Auch nach der Pause ließen die Bremer den Berliner keine Luft zum Atmen. Mittlerweile liefen Laola-Wellen bei den Bremer Toren durch die Zuschauerränge und die Abwehr stand immer noch hervorragend. Die Beteiligten mussten sich nach dem dritten Viertel schon die Augen reibe,n beim Blick zur Anzeigentafel. 12:3 für Bremen war dort zu lesen. Im letzten Viertel bäumten sich die Berliner noch mal gegen einen nun drohenden Bremer Kantersieg auf. Das gelang ihnen zwar, aber das Blatt wenden konnten die Favoriten nicht mehr. 15:6 hieß es am Ende als der Schiedsrichter das Spiel abpfiff.
Im letzten Spiel ging es dann gegen die Münchener dann nochmal um alles. Bei einer Niederlage drohte nicht nur der Verlust von Platz zwei, sondern ein abrutschen auf Platz 4 wäre möglich gewesen. Die Münchener warfen ihre ganze Kampfkraft in die Waagschale und es wurde ein äußerst hartes körperbetontes Spiel. Zwar ging Bremen 1:0 in Führung, aber die Lockerheit vom Berlin Spiel war weg und der Druck war den Bremern deutlich anzumerken.
Keine Mannschaft konnte sich im Spiel absetzen. Sobald ein Team in Führung lag fiel der Ausgleich. 5:5 stand es zum Halbzeitwechsel. Im dritten Viertel änderte sich das Geschehen nicht. Kein Zweikampf wurde verloren gegeben und beide Seiten kämpften verbissen um den Ball. Ins letzte Viertel ging es mit 7:7. Die Bremer Führung zum 8:7 wurde auch hier wieder von den Münchnern ausgeglichen. Dann war es der Präsident des deutschen Gehörlosen Schwimmverbandes in den Reihen der Bremer der höchst selbst das 9:8 markierte. Kurz darauf die große Chance für die Bremer bei einer 20 Sekunden Zeitstrafe gegen den Münchener Wolfgang Klose zur 2 Tore Führung. Doch der Abschluss kam zu überhastet und der Ball landete beim Münchner Torwart.
30 Sekunden später war es dann soweit Oliver Klaus war mal wieder nur mit unfairen Mitteln vor dem Tor zu stoppen und der Schiedsrichter entschied völlig zurecht auf 5m Strafwurf. Oliver donnerte den Ball dann höchstselbst in die Maschen des Münchner Tores. Das war die erste zwei Tore Führung in diesem Spiel für eine Mannschaft. 3 Minuten standen da auf der Uhr noch zu Buche. Nun ließen die Bremer nichts mehr anbrennen, im Gegenteil wiederrum Oliver Klaus machte sogar noch das 11:8 perfekt. Beim Schlusspfiff brachen dann alle Dämme der Emotionen bei den Bremern. Im Siegesjubel wurden dann auch noch Trainer Lutz Schmauder zur Feier ins Wasser geworfen.
Die deutsche Vizemeisterschaft für die Waserballer ist eine echte Sensation, fügt sich aber in die tollen Ergebnisse von unseren Nachwuchsmannschaften der letzten Jahre auf deutscher und norddeutscher Ebene ein.
Nächstes Jahr findet dann die deutsche Gehörlosen Meisterschaft im Schwimmen und Wasserball im Bremer Uni Bad statt. Es lohnt sich dort am 27. Mai 2017 vorbeizukommen.
siehe Weser – Kurier: