Die Champions League kehrt an die Weser zurück.
“Waspo 98 Hannover” richtet Champions League-Spiel in Bremen aus, dieses allerdings nicht auf dem grünen Rasen, sondern die Wasserballer des deutschen Spitzenklubs aus Hannover ziehen in der dritten Runde des bedeutendsten europäischen Vereinswettbewerbs am kommenden Mittwoch (26. Oktober) kurzfristig in das Bremer Unibad um und bestreiten beim Kampf um den Einzug in die prestigeträchtige Gruppenphase der Champions League dort das Hinspiel gegen Rumäniens Serienmeister “CSM Oradea”. Das Anschwimmen steigt um 21 Uhr.
In Hannover steht nach Verzögerungen bei den Sanierungsmaßnahmen das europapokalerprobte Stadionbad nicht zur Verfügung. Auf der Suche nach einer Ersatzspielstätte mit einem 50-Becken und Tribünen ist der Bundesliga-Dritte dann relativ schnell an der Weser fündig geworden: „Wir sind in Bremen auf offene Ohren gestoßen“, sagte Waspo98-Pressesprecherin Babette Zühlke-Thümler. Erste Überlegungen hatten spontan noch die traditionsreichen Wasserball-Standorte Hamburg und Magdeburg favorisiert, doch neben der räumlichen Nähe und der schnellen Zusage überzeugte den Klub aus Niedersachsens Landeshauptstadt auch die hervorragende Atmosphäre bei dem im Januar 2015 an gleicher Stelle ausgetragen Weltliga-Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Ex-Weltmeister Spanien.
Auch bei der Wiederkehr des großen internationalen Wasserballs in das Unibad geht es nicht um Freundschaftspreise: Waspo 98 hat im vergangenen Jahr bereits das Viertelfinale des Euro Cups (entspricht etwa der Europa League im Fußball) erreicht, nun wollen die Niedersachsen in der „Königsklasse“ des europäischen Vereinswasserballs den Einzug in die Gruppenphase der zwölf besten Mannschaften erreichen. Acht Plätze sind per „Wild Card“ an die europäischen Topnationen vergeben. Einer der vier verbliebenen Plätze wird am Mittwochabend in Bremen sowie am 9. November in Oradea (Rumänien) ausgespielt. „Die Chancen stehen 50:50“, rechnet Hannovers Vereinspräsident Bernd Seidensticker nach dem ersten Platz seines Teams zehn Tage zuvor beim Zweitrundenturnier in Herceg Novi (Montenegro) mit einer hartumkämpften Serie.
Auf die Zuschauer aus Hannover und dem Umfeld des Bremer Wasserballs warten im Unibad nicht nur vier aktuelle Olympiateilnehmer von Rio, sondern auch Weltstars der Sportart: Hannover setzt mit Darko Brguljan, Predrag Jokić und Aleksandar Radović auf gleich drei Leistungsträger des Olympiavierten und amtierenden Vize-Europameisters Montenegro. Abwehrchef Jokić konnte bereits 2005 mit dem Vorgängerstaat Serbien und Montenegro den Weltmeistertitel gewinnen. Brguljan wurde jüngst sogar in das siebenköpfige Allstar-Team des Olympiaturniers gewählt: „Das ist der Thomas Müller des Wasserballs“ ist Seidensticker von der attraktiven Spielweise des in dieser athletischen Sportart eher schmächtigen Angreifers begeistert. Die Gäste aus der rumänisch-ungarischen Grenzstadt setzen mehrheitlich auf aktuelle und ehemalige Nationalspieler des EM-Zehnten Rumänien, allerdings steht mit Gojko Pijetlović der Schlussmann von Olympiasieger und Weltmeister Serbien zwischen den Torpfosten.
Die seit vergangenem Mittwoch mit Hilfe des Landesschwimmverbands Bremen kurzfristig organisierte Veranstaltung ist zugleich ein weiteres Bewerbungsschreiben für den Erhalt des einzigen 50-Meter-Hallenbades im Stadtgebiet. „Da kann mal auch sehen, was die Halle der Stadt Bremen für ein Ansehen verschafft“, sagt Jens Witte, der Spielleiter im Deutschen Wasserball-Pokals. Nach der tollen Atmosphäre beim Weltliga-Spiel 2015 hätte der Buxtehuder gerne auch mal die nationale Pokalendrunde der Männer und Frauen als Doppelveranstaltung an die Weser vergeben, allerdings bereitete die zwischenzeitliche Renovierung der Anlage diesen Überlegungen zunächst einmal ein Ende.